Die GDL macht ernst, der längste Streik der Geschichte der Deutschen Bahn läuft. Die einen halten ihn für egoistisches Machtgetue der GDL, die anderen für legitimen Arbeitskampf. Streiken die Lokführer zu Recht?
Bahnstreik? Sehr gut. Dann steht das Hamsterrad halt mal still. Es wird sowieso zu wenig gestreikt. Vor allem bei der Bahn. Mal ehrlich: Wer möchte dort wirklich arbeiten? Die Bahn ist der Deutschen Lieblingsfeind. Noch vor dem Finanzamt. Bahnfahren heißt meckern. Statt Handy-Funklöcher und Aussicht zu genießen, wird reklamiert, gepöbelt und gepetzt: “Schaffner, der sitzt auf meinem Platz!”
Bahnfahren ist Krieg. Wer Dienst in diesem kaputtgesparten Unternehmen tut, braucht starke Gewerkschaften. Wie alle anderen auch. Nicht eine, nicht zwei, am besten gleich zwölf. Konkurrenz belebt das Geschäft. Gewerkschaften kann man gar nicht genug haben. Das müssten gerade wir Bahnfahrer verstehen. Denn wer Bahn fährt, hat keinen Chauffeur. Er müsste offen für Solidarität sein.
Und müsste verstehen, dass Gewerkschaften nicht immer nur drohen können, sondern auch mal kämpfen müssen. Wochenende und Acht-Stunden-Tag sind nicht gottgegeben. Wir verdanken sie Generationen von Arbeitern, die sich ihre Freizeit erstreiken mussten. Das ganze Wochenend- und Freizeitgeschäft der Bahn gibt es nur Dank der Streiks früherer Generationen.