Der Comedian spricht über sein Privatleben, Papi-Populismus und Moral
Harald Schmidt sagte, seine bleibende Leistung sei, das Wort “Gesichtsfotze” im deutschen Fernsehen etabliert zu haben. Worauf sind Sie stolz?
Ich bin einmal auf einem Einrad im String-Tanga und mit einem Sombrero über die Kölner Domplatte gefahren. Und nur Dank meiner übermenschlichen Rhetorik konnte ich mich aus den Fängen der Staatsgewalt befreien.
Wir dachten, es wäre das legendäre Video, in dem Sie behaupten, Sie hätten Varoufakis’ Stinkefinger gefälscht.
Das denken Sie als Anhänger der Systempresse.
Welche Idee steckt hinter dem Varoufakis-Video?
Damals waren die Griechen noch Staatsfeind Nummer eins. Halb Deutschland stand mit Mistgabeln und brennenden Reisigbündeln auf dem Marktplatz und forderte in Lynchmobs das Ende des griechischen Finanzministers. Ich fand diesen Ton gegenüber Griechenland bedenklich. Eine ungerechte Rhetorik gegenüber unseren griechischen Freunden, mit denen wir jetzt gemeinsam in den Krieg gegen den Terror ziehen und die uns gerade so viel helfen bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise.
Kommt hier hinter dem Komiker Böhmermann der Moralist hervor?
Ja! Und der ist auch nie weg! Wenn Sie sich mit den Typen von der „Titanic“ in Frankfurt mal so richtig besaufen und am Ende unterm Tisch hängen, dann ist der moralische Kern das Einzige, was irgendwann noch bleibt. Das sind die Plutonium-Stäbe, die das Kraftwerk betreiben.
ZDF-Unterhaltungschef Norbert Himmler hat einen Tag später die Verhältnisse klar gestellt. Hätten Sie Jauch gern noch etwas länger schmoren lassen?
Ich bin nicht verantwortlich für das Ausmaß der sadistischen Neigungen der Programmdirektion.