Schon früh hatte sich Marlon Brando den Ruf eines unbeugsamen Freibeuters erspielt. Mit 55 heckte er einen Piratenroman aus - ein Angebot, das wir nicht ablehnen können
Marlon Brando las keine Romane. Nie. Das hinderte ihn nicht daran, einen zu schreiben. Und was für einen. Ende der Siebziger hatte der Wilde schon ziemlich die Faxen dicke von Produzenten, Regisseuren und Glamour - aber am meisten von sich selbst. Bei den Dreharbeiten zu “Meuterei auf der Bounty” war er dem Charme der Südsee erlegen und zog sich seitdem oft auf sein Atoll Tetiaroa zurück, das er für 99 Jahre gepachtet hatte. 99 Jahre Ruhe. Hier wollte er eine Künstlerkolonie errichten, eine Hummerfarm und ein Hotel. Doch das Projekt scheiterte an den Kosten. Am besten war Brando immer im Scheitern.
Aber zu irgendetwas musste die Südsee vor der Haustür doch gut ein. Zu einer Piratengeschichte, wozu sonst! Freibeuter schienen Brandos Fantasie noch am ehesten zu stimulieren. Der eiscremesüchtige Rebell hatte immer davon geträumt, alles selbst in die Hand nehmen: Drehbuch, Produktion, Regie und Hauptrolle. Jetzt wollte er das Oberkommando über eine Piratenposse übernehmen. Brando schlug die Idee dem schottischen Bohemien und Drehbuchautor Donald Cammell vor. Als Spross einer Schiffbauerfamilie war Cammell prädestiniert für maritime Abenteuer. Sein Vater hatte das riesige Familienvermögen verspekuliert. Der Sohn kannte sich also aus mit dem Verprassen von Seemannsschätzen.
Zwei Hallodris und eine schöne Asiatin
Außerdem hatte er 1970 mit “Performance” einen psychedelischen Experimentalfilm mit Mick Jagger in der Hauptrolle gedreht, in dem die Kamera für einen Moment die Perspektive einer fliegenden Pistolenkugel einnimmt. Dieser Exzentriker schien genau der Richtige, um sich einer Piratengeschichte mit dem nötigen Wahnsinn zu nähern. Cammell war begeistert und flog auf Brandos Privatatoll. Mit dabei: Cammells Frau China Kong. Zwei Hallodris und eine schöne Asiatin: beste Voraussetzung für pikante Piratenabenteuer.