Stephan Maus

Richard Ford: ‘Der amerikanische Traum wurde zerrüttet’ (stern)

Richard Ford kennt sich aus mit Hausverkauf. Und der Held seines jüngsten Romans ist Makler. Der US-Autor spricht im stern-Interview über die US-Immobilienkrise

Herr Ford, warum kaufen und verkaufen Sie so gern Häuser?

So viele waren das gar nicht: acht gekauft, sechs verkauft. Ich glaube, Leute, die über mich schreiben, sind frustriert, nichts Interessantes zu finden. Deswegen klammern sie sich immer an meine Häuser. Ich bin eben kein Fallschirmspringer oder Söldner in meiner Freizeit.

Haben Sie je mit Immobilien spekuliert?

Mir fehlt die Zeit zum Spekulieren. Außerdem habe ich weder den erforderlichen Geschäftssinn noch die Geduld, noch das Interesse. Ich schreibe Romane.

Gerade fallen die Immobilienpreise in den USA. Keine Lust, davon zu profitieren?

Ich kaufe nie Häuser wegen des Profits. Ich kaufe sie nur, um darin zu wohnen. Dabei habe ich Geld verloren, manchmal ein bisschen verdient. Aber darum ging es nie.

Was ist so faszinierend an Häusern?

Ich weiß nicht, ob Häuser wirklich faszinierend sind. Ich meine, es ist interessant für mich zu sehen, wie Menschen fühlen und sich verhalten, wenn sie zu einer grundlegenden Angelegenheit ihres Lebens kommen: Obdach finden. Diese Entscheidung ist gleichbedeutend mit der Frage, mit wem man lebt. Das hat mit Wohlbefinden, Zugehörigkeitsgefühl, Bürgerschaft und finanzieller Solvenz zu tun; und damit, was man von seiner Zukunft noch erwartet. Es ist - wie Frank Bascombe in “Unabhängigkeitstag” sagt - eine Entscheidung darüber, wo man vielleicht glücklich oder unglücklich sein wird, wo man leben und vielleicht sterben wird, darüber, was man an Wert hinterlassen wird.

(Vollständiges Gespräch auf stern.de)