Stephan Maus

Erleuchtung

Jahrzehntelang war der Große Bob Schmalenbeck mit seiner Kamera auf der Suche gewesen. Hatte Trafokästen in Europas Speckgürteln fotografiert, ikonische Gullydeckel in Lateinamerika und alleinerziehende Drogeriemarktkassiererinnen in der ehemaligen Sowjetrepublik.

Mit der alten Polaroid seiner Großtante Else hatte er die grössten Denker südlich des Äquators portraitiert. Einen verbeulten Sunkist-Tetrapak hatter er zur Camera Obscura umgebaut und damit die angesagtesten Barkeeper boomender Tigerstaaten abgelichtet.

Bob hatte alles versucht. Und war belohnt worden: Für seine Serie “9 to 5 Jungle - Yuccapalmen in kommunistischen Sicherheitsbehörden” hatte er endlich die Goldene Gegenlichtblende gewonnen.

Und dann machte es eines Morgens “klick”. Plötzlich schien alles ganz einfach.

Von da an war der Große Bob Schmalenbeck nur noch auf der Aussichtsplattform einer Jugendherberge in Hafennähe zu finden. Dort stand er zufrieden hinter seinem Stativ und paffte seine getunte E-Zigarette. Um ihn herum kifften und knutschten die Teenies.

Ab und an schoß Bobs vollautomatische 59-Megapixel-Vollformatkamera eigenständig ein Bild vom Sonnuntergang. Bob daddelte ein bisschen an seiner Foto-App und lächelte. Wifi war einfach nur super! Dann paffte er wieder an seiner E-Zigarette und fachsimpelte mit mittelalten Männern in Funktionsjacken über die schönsten Instagram-Filter.