Der Tatverdächtige im Fall Lübcke hatte enge Kontakte in die rechtsradikale Szene. Die wird den Mord an dem CDU-Politiker ganz ungestört feiern können. Dieses Wochenende im ostsächsischen Ostritz. Dort veranstaltet “Combat 18”-Pate Thorsten Heise das Rechtsrock-Festival ‘Schild & Schwert’
Der Hauptverdächtige im Mordfall Walter Lübcke, Stephan E., war kein isolierter Spinner. Immer deutlicher zeigt sich, in welches Milieu und welche Ideologie er eingebettet ist. Sei es durch persönliche Bekanntschaften oder durch soziale Medien. Ganz generell muss man leider sagen, dass es in unserer Gesellschaft inzwischen gar keine einsamen Wölfe mehr geben kann, die plötzlich und unerwartet rechtsextremistische Attentate wie aus dem Nichts verüben. Ihr Terrain wird von immer mehr Kräften sehr gut bestellt. Tagtäglich. Der geistige Nährboden ist in den letzten Jahren in Deutschland immer fruchtbarer geworden für das Gedeihen von rechtsextremer Gewalt.
Alles fügt sich
Stephan E. bewegte sich im härtesten Neonazi-Milieu, das es in diesem Land überhaupt gibt. Laut Rechercheportal “Exif” hatte er Kontakt zum Kassenwart der rechtsextremen Terrororganisation “Combat 18”, Stanley R. Die militante Neonazi-Vereinigung gilt als bewaffneter Arm des rechtsextremistischen Netzwerkes “Blood and Honour”. “Combat 18” propagiert eine Theorie von “führerlosem Widerstand”, der von kleinen Gruppen geleistet wird.
Zentrale Figur im Netzwerk “Combat 18” ist in Deutschland der Neonazi Thorsten Heise aus Thüringen. Heise ist nicht nur “Combat 18”-Pate, sondern auch NPD-Bundesvize. Sollte Stephan E. ihn also nicht über Stanley R. gekannt haben, dürfte er ihm als NPD-Vorstand bekannt gewesen sein. Schließlich war Stephan E. selbst NPD-Mitglied.
Nebenbei bemerkt: Thorsten Heise ist auch der Nachbar von Björn Höcke. Laut Recherchen der Wochenzeitung “Die Zeit” ging Thorsten Heise eine Zeit lang bei Höcke ein und aus. Der Soziologe Andreas Kemper glaubt sogar, dass Björn Höcke unter dem Pseudonym Landolf Ladig rechtsextremistische Beiträge in Thorsten Heises Neonazi-Zeitschrift “Volk in Bewegung” veröffentlich hat.
Laut den Erkenntnissen der Autonomen Antifa Freiburg soll der Tatverdächtige Stephan E. vor drei Jahren 150 Euro für den AfD-Landesverband Thüringen um den Landtagsfraktions- und Landesvorsitzenden Björn Höcke gespendet haben. Im Verwendungszweck heißt es: “WAHLKAMPFSPENDE 2016 GOTT SEGNE EUCH.” Alles fügt sich.
Björn Höcke selbst sagte in einer Rede im thüringischen Dorf Mödlareuth im Jahr 2018: “Wir als staatstreue Bürger haben bis hierher nur geredet. Die Zeit des Redens ist jetzt vorbei.” Vielleicht wird man schon bald sagen können, dass Stephan E. der bewaffnete Arm von Hetzern wie Björn Höcke war.
Wird nun der Druck erhöht? Im Gegenteil: Die Szene kann in den nächsten Tagen unbehelligt feiern
Was erwartet die extreme Neonazi-Szene nun nach all den Enthüllungen über den Tatverdächtigen im Mordfall Lübcke? Wird gerade der Druck auf die Szene erhöht? Nehmen die Behörden gerade erbarmungslos das gesamte Milieu unter die Lupe? Werden bei Polizei und Justiz Sondereinheiten gebildet? Finden gerade Großrazzien bei den Köpfen der radikalen Szene statt?
Nichts dergleichen.